Verkehrte Welt? Wenn der Online-Handel Läden eröffnet

Es scheint paradox: Während die Mehrzahl der Unternehmen sowohl in den B2B- als auch in den B2C-Märkten die Vertriebsanstrengungen auf Online-Kanäle fokussiert, gehen die Pioniere des Online-Handels jetzt offenbar den umgekehrten Weg.

Erlebnisse sind „live“ einfach besser

Das beste Beispiel: Amazon wird 2022 das erste Modegeschäft eröffnen – wohlgemerkt: nicht im Internet, sondern stationär, in San Francisco. Zalando hat das längst schon getan: In ganz Deutschland gibt es zwölf Outlets.

Heißt das, dass die Zukunft jetzt wieder im Ladenlokal liegt? Wohl eher nicht. Vielmehr liegt die Zukunft in der Verknüpfung von beiden Kanälen. Das ist erstens bewiesen und belegt und zweitens beruht es auf der Erkenntnis, dass die Kunden trotz aller Tendenz zum Bestellen per Mausklick zumindest im B2C-Bereich ein Erlebnis wünschen, und das geht am besten „live“ (und trifft, nebenbei bemerkt, auch auf Messen zu!).

Ziel: Die Verpackung mit Erlebniswert

Was heißt das für Versand und Verpackung? Erlebnisse schaffen! Die Kunden überraschen – das geht auch online, mit klug ausgewählten, nachhaltigen Verpackungslösungen. Und stationär geht es erst recht. Denn Verpackung ist mehr als ein Schutz. Verpackung drückt, im besten Falle, den Wert und die Qualität des Inhaltes aus. Sie muss also zum Inhalt passen. Und sie soll den Konsumenten positiv auf das Produkt einstimmen, das er einkauft und auspackt.

Zugegeben: Für B2B gilt das nicht so stark wie für den B2C-Handel. Wenn der Instandhalter ein Pendelrollenlager für eine defekte Maschine bestellt, muss das Auspacken des Lagers in der Werkstatt keinen filmreifen „Wow-Effekt“ auslösen. Aber auch hier kann (und soll!) die Verpackung nicht nur funktionell und praktisch sein, sondern auch das Marken- und Werteversprechen des Herstellers kommunizieren.

Beispiele: Auf der EMPACK – natürlich live

Wie das überzeugend in die Praxis umgesetzt wird,  dazu gibt es auf der EMPACK zahlreiche Beispiele und der Besucher findet auch Partner, mit denen er solche Konzepte entwickeln kann: Designer, Verpackungshersteller, Maschinenbauer… Das Schöne daran: Er oder sie kann sich einen guten Überblick über den Stand der Verpackungstechnik verschaffen und sich – natürlich „live“ – mit Experten darüber austauschen. Das klappt „face to face“ besser als online. Und eben das ist der Grund, warum Amazon einen Laden in San Francicso eröffnet: Mode möchte man gern anfassen und anprobieren, bevor man sie kauft.

Digitale Angebote in der realen Einkaufswelt

Eins muss man noch klarstellen. Der Style-Store wird nach Angaben von Amazon keine „ganz normale“ Mode-Boutique. Auf den Kunden/ die Kundin wartet auch ein umfangreiches Digital-Angebot. Über eine App kann er Größe und Farbe der gewünschten Kleidungsstücke auswählen und sie direkt in die Kabine bringen lassen. Und: Die App lernt die Vorlieben und den Stil des Nutzers kennen und macht mit der Zeit immer mehr eigene Vorschläge. So verschmelzen auch hier die reale und die Online-Welt – ähnlich wie es bei in Zukunft bei Industriemessen der Fall sein wird.

 

Mehr zum Konzept des ersten Amazon Style-Stores:

https://www.aboutamazon.com/news/retail/amazon-reimagines-in-store-shopping-with-amazon-style  (20.1.2022)

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