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Das Recycling-Dilemma: In welche Tonne muss der Pizzakarton?

Kooperation mit Hüthig Medien GmbH

Die Zahl ist gigantisch: In Deutschland werden täglich etwa 520.000 Essensboxen, Menüschalen und Pizzakartons für den Außer-Haus-Konsum verbraucht. Am meisten für Pizzen. Doch was tun, wenn die italienische Spezialität verzehrt ist? Wohin mit dem Karton? Ins Altpapier? In den Restmüll? Der Pizzakarton ist damit Stellvertreter für eine bisher zu wenig diskutierte Herausforderung der Kreislaufwirtschaft: Der Wille ist da, das Wissen nicht. Und so endet das Recycling in geschätzten 30 % aller Fälle mit einem sogenannten Fehlwurf gleich zu Beginn in der falschen Tonne.

Die Deutschen lieben italienisches Essen, allen voran Pizza. Besonders die Salami-Variante erfreut sich großer Beliebtheit. Viele Pizzen werden geliefert oder mitgenommen, wofür Verpackungen nötig sind. Schätzungen zufolge fallen dadurch jährlich rund 50.000 t Pizzakartons als Abfall an – etwa ein Drittel des gesamten Takeaway-Verpackungsmülls. Das ist nicht nur mengenmäßig relevant, sondern auch ressourcenintensiv: Denn immerhin benötigt die Herstellung eines einzigen Kartons über 5 l Wasser.

Doch wie entsorgt man die Verpackung richtig? Obwohl sie aus Pappe bestehen, gehören benutzte Pizzakartons oft nicht in die Papiertonne. Der Grund sind Verunreinigungen durch Öl, Käse oder Soßen, die den Recyclingprozess erschweren. Speisereste können die Papier-Wasser-Mischung im Recyclingprozess verunreinigen, was zusätzlichen Sortier- und Reinigungsaufwand bedeutet. Zudem kann Schimmel entstehen, der sich auf anderes Altpapier ausbreitet. Laut der europäischen Norm EN 643 sind organische Abfälle beim Papierrecycling ohnehin verboten.

Aber muss der Karton deshalb in den Restmüll? Nicht unbedingt. Ist er nur leicht fettig, kann er in die Papiertonne. Hersteller wie Thimm betonen, dass Wellpapp-Kartons problemlos recycelt werden können – sogar bis zu 20-mal. Dabei helfen spezielle Barrieren, die Fett und Feuchtigkeit abhalten, aber dennoch recyclingfähig sind. Smurfit Westrock bietet mit Twin Kraft Solid Board ein Monomaterial an, das vollständig recycelt werden kann.

Die richtige Entsorgung ist in der Praxis jedoch nicht immer eindeutig. In Deutschland und in anderen Ländern gibt es regional unterschiedliche Vorgaben. Smurfit Westrock kooperiert daher in den USA mit Domino’s, um Kunden per Postleitzahl-Abfrage über die richtige Entsorgung zu informieren.

Neben Recycling werden auch Alternativen gesucht. Eine Option sind kompostierbare Verpackungen aus Materialien wie Bagasse, Weizenstroh oder Bambus. Diese zersetzen sich biologisch und reduzieren Müll auf Deponien. Allerdings variiert ihre Haltbarkeit, weshalb sie nicht für alle Pizzen geeignet sind.

Auch Mehrweglösungen sind verfügbar. Das System „Pizzabow“ beispielsweise kombiniert eine Kartonunterlage mit einer wiederverwendbaren Kunststoffschale, die vom Lieferdienst zurückgenommen wird. So bleiben beim Konsumenten nur die Pizzareste samt Unterlage.

Fazit: Stark verschmutzte Pizzakartons gehören in den Restmüll, saubere oder nur leicht fettige in die Papiertonne. Die Zukunft könnte in besser recycelbaren Materialien oder Mehrwegsystemen liegen.

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