
Wie Renault die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft bei Verpackungen einsetzt
Kooperation mit Hüthig Medien GmbH
Der Automobilhersteller Renault verfolgt eine umfassende Kreislaufstrategie im Verpackungsbereich. Ziel ist es, Abfälle zu reduzieren, Logistikprozesse zu verbessern und die Lebensdauer von Verpackungen zu verlängern.
Wie das in der Praxis aussieht, schilderte Olivier Cotillard, Experte für Verpackungskreislaufwirtschaft bei Renault, auf der „Automotive Logistics & Supply Chain Europe“ Mitte März in Bonn. Ein zentrales Ziel: Bis 2030 sollen die CO₂-Emissionen in der Lieferkette im Vergleich zu 2019 um 30 % gesenkt werden. Dazu setzt Renault unter anderem auf optimierte Lkw-Befüllung, digitale Tools und eine geografische Annäherung von Lieferanten und Werken.
Mehrweg statt Einweg
Verpackungen seien ein Wertträger, betonte Cotillard – und dieser Wert solle durch Wiederverwendung, Reparatur und Nachrüstung möglichst lange erhalten bleiben. Recycling sei zwar wichtig, aber energieintensiv und begrenzt, insbesondere bei Kunststoffen oder Pappe.
In der Teilelogistik nutzt Renault sowohl Standard- als auch Spezialverpackungen. Für die meisten Komponenten kommen faltbare Kunststoffboxen auf Kunststoffpaletten zum Einsatz; bei langen Transportwegen auch Holz- und Kartonverpackungen. Innenausstattungen wie Textiltaschen und Trennwände schützen die Teile vor Beschädigung oder äußeren Einflüssen.
Unterschieden wird beim Rücktransport zwischen standardisierten und teilbezogenen Verpackungen. Standardverpackungen werden möglichst an den nächstgelegenen Lieferanten weitergeleitet, statt sie an den ursprünglichen Absender zurückzuschicken. So lassen sich CO₂-Emissionen um bis zu 18.000 t pro Jahr senken und der Bedarf an Verpackungseinheiten insgesamt verringern.
Aftermarket als Herausforderung
Während die Serienversorgung bereits stark auf Mehrweg setzt, stellt der Aftermarket Renault vor größere Herausforderungen – hier dominieren noch Einweglösungen. Neue Vorschriften wie die EU-Verpackungsverordnung PPWR oder die erweiterte Herstellerverantwortung (EPR) könnten diesen Bereich jedoch künftig stärker in Richtung Kreislauflösungen bewegen.
Verpackung als strategisches Element
Cotillard plädiert dafür, Verpackung nicht als Nebenprodukt, sondern als essenziellen Bestandteil der Lieferkette zu betrachten. Verpackungsdesign beeinflusst laut ihm direkt die Transporteffizienz. Standardisierung, Modularität und Faltbarkeit ermöglichen dabei eine bessere Auslastung, geringeren Materialeinsatz und verlängerte Nutzung. Eine zu starke Individualisierung könne hingegen kontraproduktiv sein.
Wenn Einwegkunststoffe nicht vermeidbar sind, versucht Renault das Gewicht zu reduzieren. Und wo möglich, setzt das Unternehmen auf Reparatur statt Entsorgung: Beschädigte Kunststoffboxen werden geschweißt, Metallbehälter hydraulisch gerichtet. Rund 30 t Kunststoff spart Renault so jährlich in Frankreich. Zudem werden Verpackungen, um ihre Lebensdauer zu verlängern, umgerüstet, etwa durch Anpassung an neue Bauteile.
Technologie als Hilfsmittel
Digitale Tools wie RFID, BLE oder GPS sollen die Rückverfolgbarkeit und Effizienz der Verpackungslogistik weiter erhöhen. Allerdings sei bisher noch keine Technologie mit klarer Investitionsrendite flächendeckend etabliert. Cotillard betont: „Technologie allein löst keine Probleme – entscheidend ist, wie man mit den gesammelten Daten umgeht.“
Ein bloßes Tracking reiche nicht aus, um beispielsweise verlorene Behälter wirtschaftlich zurückzuholen. Systeme müssten aktiv bei Entscheidungen unterstützen, etwa durch Priorisierung und intelligente Benachrichtigungen.
KREISLAUFWIRTSCHAFT BEI RENAULT – IN ZAHLEN
- Rund 5 Mio. Standard-Mehrwegverpackungen hat der Autobauer aktuell im Einsatz (Europa, Türkei, Marokko)
- 90 % der anfallenden Verpackungsabfälle in den Werken werden recycelt
- Ohne Mehrwegverpackungen wäre das Verpackungsabfallaufkommen 10- bis 20-mal höher