
Marken schützen, Kundenbindung erhöhen: SmartID macht es möglich
Dr. Tobias Jochum, Fraunhofer IAP
Der Markenwert eines Unternehmens macht – je nach Bekanntheitsgrad – zwischen 10 und 50 Prozent des gesamten Unternehmenswerts aus. Er entsteht nicht nur durch jahrelangen, intensiven Beziehungsaufbau mit den Kundinnen und Kunden, sondern auch durch das kontinuierliche Ansprechen und Erfüllen spezifischer Bedürfnisse der Zielgruppe, was erhebliche Investitionen in Zeit, Geld und strategische Planung erfordert. Hochwertige Produkte und Liebe zum Detail prägen das Markenimage. Fälscher hingegen handeln aus reiner Gewinnabsicht, ohne Rücksicht auf Qualität – und schädigen damit sowohl das Vertrauen der Kundschaft als auch den Markenwert selbst. Unter den Folgen leiden Marken und Konsumenten gleichermaßen.
Ein Team von drei Fraunhofer-Instituten hat eine Lösung entwickelt: SmartID. Mit dieser Technologie können Hersteller ihre Verpackungen, Etiketten oder Produkte fälschungssicher kennzeichnen und so deren Echtheit garantieren. Doch dabei soll es nicht bleiben, betont Dr. Tobias Jochum vom Fraunhofer-Institut für Angewandte Polymerforschung IAP. Er sieht darüber hinaus großes Potenzial für neue Geschäftsmodelle und engere Kundenbeziehungen. Im Interview erklärt er, wie SmartID funktioniert und warum die Technologie so besonders ist.
Was verbirgt sich hinter SmartID?
SmartID ist eine Technologie zur sicheren Produktauthentifizierung. Unternehmen können damit ihre Eigentumsrechte schützen. Wir nutzen dafür die einzigartigen Strukturen der Oberfläche von Produkten oder Verpackungen als Sicherheitsmerkmal und kombinieren diese mit einem QR-Code. So entsteht eine fälschungssichere Kennzeichnung.
Was ist das Prinzip dahinter?
Jede Oberfläche ist einzigartig. Nehmen wir zum Beispiel zwei Blätter Druckerpapier: Auf den ersten Blick wirken sie identisch, und wahrscheinlich würde man sagen, dass sie gleich aussehen. Doch dieser Eindruck täuscht. Unter dem Mikroskop, im Mikrometerbereich, offenbaren sich feine Unterschiede, die durch den Herstellungsprozess entstehen. Man kann sich die Oberfläche wie eine Landschaft mit Bergen und Tälern vorstellen. Genau diese einzigartigen Strukturen machen wir uns zunutze: Wir erfassen sie und verbinden sie mit einem digitalen Siegel des Herstellers, das in einem QR-Code gespeichert wird. Dieser QR-Code wird anschließend auf das Produkt oder die Verpackung gedruckt. Das ist die Technologie hinter SmartID.
Geht es also um eine Kombination aus Oberfläche, Hersteller-Siegel und QR-Code?
Ja. Wir verschlüsseln die wichtigsten Merkmale der Oberfläche – das “Gebirge”, von dem ich vorhin sprach – zu einem sogenannten Hashwert. Dieser Hashwert funktioniert wie ein einzigartiger Fingerabdruck des Produkts und dient als eindeutiges Identifikationsmerkmal.
Wie können Verbraucherinnen und Verbraucher überprüfen, ob ein Produkt echt ist?
Nicht nur Verbraucherinnen und Verbraucher, sondern auch alle anderen Akteure entlang der Lieferkette – wie Zoll, Polizei, Händler, Hersteller und Zulieferer oder Mitarbeitende im Verbraucherschutz – können SmartID nutzen. Mit dem Smartphone wird der QR-Code auf dem Produkt gescannt und gleichzeitig ein Foto eines definierten Bereichs der Oberfläche gemacht. Diese spezifische Stelle wurde zuvor als Hashwert verschlüsselt. Stimmt der ausgelesene QR-Code mit den aktuell erfassten Oberflächenmerkmalen überein, bestätigt die Software die Echtheit des Produkts. Weichen die Daten ab, erkennt das System eine Fälschung.
Abgesehen von Papier: Welche Materialien kommen noch infrage?
Nicht nur Verbraucherinnen und Verbraucher, sondern auch alle anderen Akteure entlang der Lieferkette – wie Zoll, Polizei, Händler, Hersteller und Zulieferer oder Mitarbeitende im Verbraucherschutz – können SmartID nutzen. Mit dem Smartphone wird der QR-Code auf dem Produkt gescannt und gleichzeitig ein Foto eines definierten Bereichs der Oberfläche gemacht. Diese spezifische Stelle wurde zuvor als Hashwert verschlüsselt. Stimmt der ausgelesene QR-Code mit den aktuell erfassten Oberflächenmerkmalen überein, bestätigt die Software die Echtheit des Produkts. Weichen die Daten ab, erkennt das System eine Fälschung.
Für wen ist SmartID besonders interessant?
SmartID richtet sich an alle, für die Fälschungen oder der Schutz vor Kopien ein Thema ist – von Herstellern über Partner in der Lieferkette bis hin zu Endkundinnen und Endkunden. Besonders betroffen sind Medikamente, Wein und Spirituosen oder Kosmetik. Unser erster Lizenznehmer möchte die Technologie im Bereich Luxusmode einsetzen. Und das ist erst der Anfang. Inzwischen ist klar: Reiner Produktschutz reicht nicht aus, um zu überzeugen – er muss Teil eines attraktiven Gesamtangebots sein.
Wie wird SmartID noch attraktiver?
Indem wir mehr bieten als nur Produktschutz. SmartID eröffnet die Möglichkeit, zusätzliche Mehrwerte zu schaffen, die weit über den reinen Sicherheitsaspekt hinausgehen. Jedes Produkt erzählt eine eigene Geschichte – von der Materialauswahl über die Verarbeitung bis zur Veredelung. Wir finden, genau diese Einzigartigkeit sollte für Kundinnen und Kunden sichtbar und geschützt sein. Über den QR-Code kann man per Smartphone direkt auf die Geschichte des Produkts und die Werte des Unternehmens zugreifen. So entstehen echte Markenerlebnisse und stärkere Kundenbindungen.